Destiny - Das Schicksal von Erdbeerpfote

Die nächsten Tage verliefen sehr ruhig, Erdbeerpfote trainierte mit ihrer Mentorin, manchmal waren Fuchspfote, Sternenpfote oder ein anderer Schüler dabei, manchmal war sie mit Sommerblick alleine. Nach dem Training besuchte sie meistens Regenpfote und unterhielt sich mit ihm über ihre Fortschritte im Training oder über seine Ausbildung als Heilerschüler. Sie genoss es jedes mal sehr, in seiner Nähe zu sein, und den Tag über musste sie immer wieder an ihn denken.
Heute war er nicht da, als sie das Lager betrat. Dafür sah sie ihren Bruder Fuchspfote in der Nähe des Frischbeutehaufens sitzen. Sie gesellte sich zu ihm.
„Hallo Fuchspfote, hallo Sternenpfote.“ grüßte sie auch ihren anderen Bruder. Sie hatte bemerkt das der weiße Kater ihr inzwischen nicht mehr so zuwider war, wie noch vor einiger Zeit, er jedoch schien sie weiterhin nicht leiden zu können und drehte sich auch nun ganz demonstrativ fort. Das störte sie nicht weiter, da sie sowieso mit Fuchspfote reden wollte.
„Ach Fuchspfote.“ begann sie. Irgendwie war es ihr ein wenig unangenehm darüber zu sprechen, aber andererseits wollte sie auch unbedingt darüber reden.
Mit geneigtem Kopf schaute er sie fragend an.
„Ich glaube ich habe mich verliebt.“ miaute sie leise.
Sternenpfote verschluckte sich an seiner Beute und keuchte nach Atem, anscheinend hatte er trotzdem zugehört.
„Und jetzt weiß ich nicht was ich tun soll, ich meine Regenpfote ist ein Heilerschüler, ein Heiler darf nie...“
„Woher willst du wissen, ob er dich überhapt wollen würde.“ unterbrach Sternenpfote sie barsch. Dann stand er auf und ging mit steifen Schritten von den beiden fort, Richtung Lagerausgang.
Die rote Schülerin schluckte. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Ihr Bruder schien das zu bemerken.
„Also mach dir darüber mal keine Gedanken, ich glaube schon das Regenpfote dich irgendwie auch mag, aber du hast schon Recht, er ist ein Heiler, von ganzem Herzen, er wird das nicht aufgeben.“ versuchte er sie zu beruhigen. Sie redeten noch eine Weile über die verschiedenen Möglichkeiten, fanden aber keine richtige Antwort darauf, ob Erdbeerpfote mit ihm reden sollte oder nicht.
„Im Zweifelsfall erzähle es ihm einfach.“ meinte der orange Kater.
Nicht so ganz überzeugt stand Erdbeerpfote auf, sie war sich noch nicht sicher, wollte jetzt aber erst einmal in den Bau schlafen gehen, sie spürte noch immer ihre schmerzenden Muskeln von dem Training der letzten Tage.

Doch daraus wurde noch nichts, den vor dem Bau traf sie auf Silberstern, der weißen Anführerin.
„Hallo Erdbeerpfote, hast du dich inzwischen wieder gut bei uns eingelebt?“ fragte sie. Die Schülerin bejahte.
„Sehr schön. Wie du weißt ist morgen Vollmond, also große Versammlung. Möchtest du mitkommen, oder wäre es dir lieber, dem SchattenClan noch nicht zu begegnen?“. Ihre Stimme klang fürsorglich, wie die einer Königin.
Erdbeerpfote überlegte. Auf der einen Seite wäre es wunderbar Kleinglanz wiederzusehen, den sie vermisste ihre Freundin wahnsinnig, auf der anderen Seite hatte sie große Angst Fledermausstern und die Schattenclan-Schüler wiederzusehen. Wer weiß wie sie reagieren würden? Also verneinte sie das Angebot der silbernen Kätzin lieber. Die Anführerin nickte verständnisvoll und wandte sich dann Richtung Heilerbau. Sie sah wie Fetzohr auf die silberne Kätzin zukam und hinter ihm Regenpfote. Erdbeerpfotes Herz schlug schneller.
„Können wir reden?“ fragte der Heilerschüler. Seine Stimme war ernst, ebenso wie sein Blick. Was war nur los?

Erdbeerpfote saß zusammen mit Regenpfote im nächtlichen Wald, unweit vom Lagereingang. Der fast volle Mond schien durch die Bäume, es wurde bereits kalt. Sie schwiegen beide nun seid einer Weile, genauer gesagt, seid sie das Lager verlassen hatten.
„Also was gibt es?“ versuchte Erdbeerpfote das Gespräch locker in Gang zu bringen. Doch ihre Stimme klang eher piepsig, als sicher und locker.
„Erdbeerpfote, ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe das es dir gut ging und auch als du wieder in den DonnerClan gekommen bist, aber ich muss sagen, es verursacht auch Probleme, zumindest für mich.“ er schaute sie nicht an, also schaute auch die Kätzin weg.
„Wie meinst du das?“ Sie versuchte nicht enttäuscht zu klingen.
„Nun, das ist kompliziert. Wenn ich dich richtig einschätze, dann bedeute ich dir was , oder? „ Als sie nicht antwortete, redete er weiter. „Und du bedeutest mir auch eine Menge, viel mehr als du eigentlich solltest. Aber ich bin ein Heilerschüler, ich werde einmal der Heiler des DonnerClans werden und deswegen darf ich das nicht.“ Sie spürte das er sie nun anschaute, aber Erdbeerpfote konnte ihn nicht ansehen.
Sie sprang auf ihre Pfoten. Nun musste sie ihn doch anschauen.
„Das heißt also, das dir das Heilen wichtiger ist?“
„Ja, ich glaube schon.“ er schaute ihr direkt in die Augen. Einen Augenblick lang, gab es für Erdbeerpfote nur noch Regenpfotes blaue Augen, alles andere war unwichtig. Doch dann erinnerte sie sich wieder daran, was er eben gesagt hatte. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging zurück ins Lager. Regenpfote sagte kein Wort, er schien einfach sitzen zu bleiben.

Im Schülerbau legte sie sich in ihr Moosnest. Heiße Tränen liefen ihr über die Wange und sie schluchzte leise. Irgendwann schlief sie ein.

Am nächsten Morgen war die rote Kätzin bereits früh wach, ihre Augen fühlten sich schwer an. Auch das Training ging heute schleppend voran, selbst das Jagen gelang ihr heute nicht recht, obwohl sie sonst die beste Schülerin beim Jagen war. Daher war ihr Training heute früh beendet. Im Lager herrschte große Energie, die Katzen schienen sich auf die große Versammlung zu freuen. Das war ihr zu viel gute Laune, deswegen setzte sie sich etwas außerhalb des Lagers neben einen flachen Stein. Die Sonne, die früher am Tag noch durch die gelben Blätter geschienen haben, war inzwischen hinter dichten dunklen Wolken verschwunden. Hoffentlich ist der Vollmond heute überhaupt zu sehen, dachte sie. Aber eigentlich kümmerte es sich nicht so wirklich. Neben ihr raschelte es im Unterholz, aber sie reagierte nicht. Auch nicht als sich jemand neben sie setzte.
„Erdbeerpfote, sei doch nicht traurig. Er hat dich nicht verdient.“ versuchte sie jemand zu trösten. Es war die Stimme von Sternenpfote.
„Was willst du? Seid wann redest du wieder normal mit mir?“ fragte sie gereizt. Sie wollte doch nur ihre Ruhe.
„Ich will dich aufmuntern, weil Regenpfote dich ...“
„Wer hat dir gesagt, dass er...?“ unterbrach sie den weißen Kater.
„Es ist offensichtlich. Sonst wärst du wohl kaum in solch einer Stimmung.“ er klang wirklich besorgt.
„Und warum interessiert dich das? Das hat es bisher ja auch nicht!“ sie war noch immer etwas sauer und zeigte ihm das auch.
„Es hat mich immer interessiert, aber das muss ich dir ja nicht zeigen, oder? Ich bin für dich ja doch nur das dumme Hauskätzchen und sonst nichts!“ jetzt klang auch er wütend.
„Ach auf einmal bin ich Schuld?“ fauchend sprang sie auf.
„Das habe ich nicht gesagt, aber ja bist du. Weil du blind bist, du bemerkst gar nichts von deiner Umwelt.“ zumindest er schien sich wieder zu beruhigen.
„Wie du meinst.“ sie war noch immer sauer.
„Streitet ihr?“ erklang da noch eine Stimme. Es war Beerenpfote.
„Hmm. Was machst du hier? Wolltest du dich nicht für die große Versammlung ausruhen?“ versuchte sie die andere Kätzin auf ein anderes Thema zu bringen.
„Ja eigentlich schon, aber ich sollte Regenpfote helfen Kräuter zu sammeln, er kommt auch gleich.“ Und schon raschelte es im Lagereingang.
„Erdbeerpfote.“ sagte Regenpfote.
„Lass mich in Ruhe.“ fauchte sie. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um. Ihr reichte es endgültig.
Als sie wieder aufschaute war sie in der Nähe der Himmelseiche. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie weit sie gelaufen war. Erschöpfte lies sie sich nieder und schaute nach oben. Die Wolken waren noch dunkler geworden. Sicher würde es bald anfangen zu regnen. Gedankenschwer schaute sie weiter in die Wolken. Da spürte sie etwas warmes an ihrer Seite. Erstaunt schaute sie runter. Ein hellgraues Fellknäuel kuschelte sich an sie.
„Schwanenjunges was machst du hier?“ fragte Erdbeerpfote überrascht. Ihre schlechte Laune verschwand, als sie daran dachte wie sie früher immer ausgebüchst war.
„Ich habe gehört, wie du dich mit den anderen Schülern gestritten hast und wollte dich trösten, weil du immer so lieb zu mir und Abendjunges bist und uns Jagen und so ziegst.“ fiepte das Junge fröhlich.
„Das ist lieb von dir“ sie presste ihre Nase in das weiche Bündel. „Aber wir müssen jetzt zurück ins Lager, Mohntatze macht sich sicher schon Sorgen.
„Sie hat geschlafen, als ich weg bin, sie ist bestimmt noch nicht wach.“ Schwanenjunges klang ganz unbekümmert.
„Trotzdem. Komm.“
Doch kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, blieb Erdbeerpfote stehen. Sie roch etwas verdächtiges. Etwas, das ihr nur zu gut bekannt war. SchattenClan. Ängstlich schaute sie sich um, immer panischer. Der Wind war stärker geworden, er wehte aus der Richtung des SchattenClans, vielleicht war es nur der Geruch der Grenzpatrouille. Doch eigentlich war die Grenze dafür zu weit weg. Wenige Augenblicke später höhrte sie Pfotenschritte, die Katzen schienen sich keine Mühe zu geben, ihr kommen zu verbergen. Und dann brachen sie aus dem Unterholz hervor. Fledermausstern, Schwarzpfote, Rotpfote und 2 Krieger.
„Ach wie schön dich wiederzusehen Erdbeerpfote.“ knurrte Schwarzpfote. Der Schüler schaute zu Fledermausstern, dieser nickte. Mit einem knurren stürzte sich der schwarze Kater auf die kleinere Kätzin. Diese brülle Schwanenjunges noch zu:
„Lauf!“ Mit einem lauten quicken floh das Junges, mit den kurzen Beinen jedoch sehr langsam.
Dann musste sich Erdbeerpfote auf Schwarzpfote konzentrieren. Seid sie im DonnerClan war, hatte sie ein paar Kampfzüge gelernt, sie war nicht mehr vollkommen hilflos, aber eine wirklich Chance hatte sie dennoch nicht. Sofort gelang es dem Kater sie auf den Boden zu drücken. Mit ausgefahrenden Krallen boxte sie ihn ihre Hinterpfoten in den Bauch. Immer und immer wieder, bis er gequält von ihr ließ. Sofort versuchte sie auf seinen Rücken zu springen, verzweifelt krallte sie sich fest und biss ihn in den Nacken. Er lässt sich auf den Rücken fallen und wälzt sich auf ihr, bis sie loslässt. Schon bald hat sie keine Chance mehr, Schwarzpfote drängt sie immer weiter in eine Falle, zwischen zwei große Steine. Sie hat keine Chance weiter nach hinten auszuweichen.
„Hier, hier ist es“ quickte irgendwo hinter Schwarzpfote eine Stimme. Schwanenpfote war wieder da. Anscheinend hat sie andere Katzen dabei. Eine antowort der Katzen hört Erdbeerpfote nicht, denn in diesem Augenblick dröhnt ein Lauter Donner. Es fängt fast gleichzeitig an zu regnen.
Schwarzpfote lässt sich davon nicht beirren. Doch womit er nicht gerecht hat, war Sternenpfote. Der weiße Kater springt auf den Rücken des schwarzen und schon kämpfen die beiden Kater miteinander. Erdbeerpfote zwängt sich an den beiden vorbei und schaut sich um. Inzwischen kämpfen auch die anderen. Beerenpfote hat sich Rotpfote vorgenommen, Regenpfote und uchspfote kämpfen gemeinsam gegen Fledermausstern, einer der Krieger war verschwunden, aber der andere, Tigerblüte, stürzte sich jetzt auf Erdbeerpfote. Die Kriegerin war keine so gute Kämpferin, wie Schwarzpfote, es fällt Erdbeerpfote leichter. Dennoch lässt ihre Kraft langsam nach. „Schwanenjunges, geh und hole weitere Krieger.“ ruft sie dem Jungen zu, denn die SchattenClan Katzen schienen in allen Kämpfen überlegen. Aber das Junge reagiert nicht. Ein lauter Knall lässt alle Katzen außeinander stäuben. Ein Blitz war in einen benachbarten Baum eingeschlagen. Der Baum war direkt neben Fledermausstern, Regenpfote und Erdbeerpfote. Regenpfote und Erdbeerpfote sprangen schnell zweit Schritte weg, Fledermausstern keuchte und schien die Gefahr nihct zu bemerken. Aber noch jemand war unter dem Baum. Schwanenjunges. Voller Angst schaute das Junge zu dem Baum hoch, der inzwischen knickte und jeden Moment umzukippen drohte. Erdbeerpfote war klar, dass sie sich nicht rühren würde, also wollte sie losstürzen und das Junge retten. Aber Regenpfote drückte sie zur Seite und sprang zu dem Jungen, gleichzeitig mit Rotpfote, der Fledermausstern helfen will.
Da beginnt der Baum zu kippen, Erdbeerpfote sieht alles wie in Zietlupe. Beide Schüler erreichen ihr Ziel, Rotpfote packt Fledermausstern am Nackenfell und will ihn ziehen, was nur kaum funktioniert, er scheint sich zu sträuben. Regenpfote nahm Schwanenjunges hoch und schleuderte sie weit weg.
Mit einem lauten Krachen schlägt der Baum auf den Boden auf. Seine weite Krone reist einiege kleinere Bäume mit sich. Gleichzeitig reißt der Himmel nun endgültig auf und unmengen an Regen fallen nieder. Doch die umstehenden Katzen bemerken dass nicht. Sie schauten nur auf den Baum und hoffen für die Katzen darunter.